Weltweite Umfrage: Die Untätigkeit der Regierungen mit Blick auf Niedriglöhne und Arbeitsplatzunsicherheit gefährdet das Vertrauen in die Politik und die Demokratie

Der IGB vertritt 207 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in 331 Mitgliedsorganisationen und 163 Ländern und Hoheitsgebieten. Der IGB im Internet: http://www.ituc-csi.org und http://www.youtube.com/ITUCCSI

4. IGB-Weltkongresses beginnt in Kopenhagen

Erwerbstätige Menschen überall auf der Welt haben Mühe, über die Runden zu kommen, halten ihre Arbeitslätze für unsicher und glauben nicht, dass ihre Meinung in der Politik zählt. Das hat eine neue weltweite Meinungsumfrage des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) ergeben.

IGB-Generalsekretärin Sharan Burrow kommentiert: „Die Regierungen zollen weder den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern noch den Wählerinnen und Wählern Respekt. Wie fragil die Weltwirtschaft ist, wird daran deutlich, dass 59% der Menschen trotz Arbeit gerade mal so über die Runden kommen, Mühe haben, über die Runden zu kommen oder überhaupt nicht mit ihrem Geld auskommen und dass zwei von drei Beschäftigten generell nicht das Gefühl haben, dass ihre Meinung in der Politik zählt. Wenn nichts getan wird, um die Löhne zu erhöhen und die Regeln für arbeitende Menschen neu festzulegen, gefährden wir die Demokratie.“

Die von dem Marktforschungsunternehmen YouGov im Auftrag des IGB durchgeführte und zur Eröffnung des 4. IGB-Weltkongresses am Sonntag, 2. Dezember, in Kopenhagen veröffentlichte Weltweite Umfrage des IGB 2018 erstreckt sich auf 14 Länder.

Umfrageergebnisse:

  • 59% der Menschen, die eine Arbeit haben, kommen finanziell gerade so über die Runden, haben Mühe, mit ihrem Geld auszukommen oder kommen finanziell überhaupt nicht klar, müssen auf das Notwendigste verzichten oder verschulden sich.
  • Nahezu ein Viertel (23%) der Menschen halten ihren Arbeitsplatz nicht für sicher.
  • Lediglich 37% der Menschen glauben, dass ihre Meinung immer oder größtenteils eine Rolle in der Politik spielt.

„Von geteiltem Wohlstand kann nicht die Rede sein, wenn die Menschen Mühe haben, mit ihren Löhnen über die Runden zu kommen und jeder Vierte Angst um seinen Arbeitsplatz hat. Der soziale Zusammenhalt ist in Gefahr, da das auf unternehmerischer Profitgier basierende Weltwirtschaftsmodell erwerbstätige Menschen im Stich lässt“, so Sharan Burrow.

Der IGB ist die größte demokratische Organisation auf internationaler Ebene, und sein Weltkongress, an dem über 1.200 Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter aus 132 Ländern teilnehmen, wird über den Auftrag der internationalen Gewerkschaftsbewegung für die nächsten vier Jahre diskutieren.

„Um Frieden, Demokratie und Rechte wiederherzustellen, müssen wir die Wirtschaftsmacht regulieren: mit Mindestlöhnen, Sozialschutz und einem neuen Gesellschaftsvertrag. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer brauchen die Sicherheit gerechter Übergänge, ebenso wie eine Garantie für Gleichstellung, die für ihre Teilhabe sorgt, um die Verschiebungen in der Arbeitswelt infolge von Klimawandel, neuen Technologien und Verdrängungseffekten bewältigen zu können“, erklärt Burrow.

„Zuerst waren es Banken, die zu groß zum Scheitern waren und während der weltweiten Finanzkrise gerettet wurden. Heute sind es Unternehmen wie Amazon, die zu groß sind, um angetastet zu werden, jedoch ihre Beschäftigten ausbeuten, Steuern hinterziehen, die Wettbewerbspolitik missachten und das Geschäftsmodell mit ihrem Machtmonopol verzerren.

Wenn die Regierungen nicht für ihre eigene Bevölkerung eintreten, die Macht der Unternehmen nicht regulieren, nicht für eine faire Besteuerung, die Verteilung des Wohlstands durch Mindestlöhne, das Recht auf Tarifverhandlungen und Sozialschutz sowie für unerlässliche öffentliche Dienstleistungen sorgen, dann entsteht eine Welt, in der nahezu zwei von drei Menschen nicht das Gefühl haben, dass ihre Meinung in der Politik zählt.

Nur wenn die Regierungen für die Menschen in ihrem Land eintreten, die Macht der Unternehmen regulieren, für eine faire Besteuerung, die Verteilung des Wohlstands durch Mindestlöhne, das Recht auf Tarifverhandlungen und Sozialschutz sowie für unerlässliche öffentliche Dienstleistungen sorgen, wird das immense und immer größer werdende Vertrauensdefizit gegenüber der Politik zu beseitigen sein.

Die zum IGB-Weltkongress in Kopenhagen zusammengekommene internationale Gewerkschaftsbewegung hat eine Warnung an die Regierungen und an die Wirtschaft: Der Multilateralismus befindet sich in der Krise, und die Demokratie ist in Gefahr. Wir müssen die Regeln der Weltwirtschaft neu festlegen, um das Vertrauen wiederherzustellen“, erklärt Sharan Burrow.
Die Umfrage wurde zwischen dem 15. Oktober und dem 6. November in Brasilien, Bulgarien, Dänemark, Indien, Indonesien, Mexiko, Marokko, Portugal, den Philippinen, Südafrika, Südkorea, der Türkei, Großbritannien und den USA durchgeführt.

Anmerkung für die Redakteure:
Ein Exemplar der YouGov-Datentabellen in Bezug auf Löhne, Arbeitsplatzsicherheit, Vertrauen in die Politik und Demokratie (Englisch) ist erhältlich von Gemma Swart unter [email protected].

In die IGB-Umfrage 2018 wurden Volljährige in Brasilien, Bulgarien, Dänemark, Indien, Indonesien, Mexiko, Marokko, Portugal, den Philippinen, Südafrika, Südkorea, der Türkei, Großbritannien und den USA einbezogen. Alle vorstehend erwähnten Umfrageergebnisse spiegeln den 14-Länder-Durchschnitt wider, wobei alle Länder gleich gewichtet sind.

In jedem Land wurden mindestens 1.000 Befragungen durchgeführt und insgesamt 14.834 Personen befragt. Sämtliche Befragungen erfolgten online. YouGov hat die Feldarbeit zwischen dem 15. Oktober und dem 6. November 2018 durchgeführt. Die Zahlen wurden auf nationaler Ebene gewichtet und sind repräsentativ für die Volljährigen der einzelnen Länder.

Der IGB-Weltkongress in Kopenhagen beginnt am Sonntag, 2. Dezember, und endet am Freitag, 7. Dezember 2018. Der IGB vertritt 207 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in 331 Mitgliedsorganisationen und 163 Ländern und Hoheitsgebieten.

Tägliche Kongress-Höhepunkte im Livestream (Ortszeit Kopenhagen = GMT + 1)
https://congress2018.ituc-csi.org/

Sonntag, 2. Dezember, 16:00 – 18:00 Uhr Eröffnungsveranstaltung
Mit Reden des dänischen Ministerpräsidenten Lars Løkke Rasmussen, des Kopenhagener Bürgermeisters Frank Jensen, des Generaldirektors der Internationalen Arbeitsorganisation Guy Ryder, der Präsidentin des dänischen Gewerkschaftsbundes Lizette Risgaard und des IGB-Präsidenten João Antonio Felicio.

Montag, 3. Dezember, 9:00 – 12:30 Uhr Plenum
IGB-Generalsekretärin Sharan Burrow zur Lage der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weltweit sowie zu den Ergebnissen der Weltweiten IGB-Umfrage 2018.